Der Buddhismus ist eine Lehrtradition und Religion mit weltweit zwischen 350 und 500 Millionen Anhängern (insbesondere in China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei, Myanmar, Sri Lanka, Korea, Thailand, Tibet und Vietnam), deren Gründung auf Siddhartha Gautama, den historischen Buddha, zurückgeht, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Nordindien lebte.
Der Buddhismus entwickelte sich ursprünglich auf dem
indischen Subkontinent, wo Siddhartha Gautama (Sanskrit m., Pali: Siddhattha Gotama,
563 v. Chr. bis vermutlich 483 v. Chr.) als Prinz im lokalen
Adelsgeschlecht der Shakya in Lumbini, im nordindischen Fürstentum
Kapilavastu, zur Welt kam. Im Alter von 35 Jahren erlangte er nach der
Lehre des Buddhismus Bodhi ("Erleuchtung", "Erwachen") und wurde in der
Folge als Buddha (Erwachter, Erleuchteter) bezeichnet.
Wenig
später hielt er in Isipatana, dem heutigen Sarnath, seine erste
Lehrrede. Damit brachte er das Dharma, die buddhistische Lehre, in die
Welt und setzte das "Rad der Lehre" (Dharmachakra) in Bewegung. Er
lehrte bis zum Alter von 80 Jahren, bis bei ihm Parinirvana, das endgültige
Nirvana (Verwehen), eintrat.
Diesem
groben Rahmen entsprechend wurde der Beginn der buddhistischen
Zeitrechnung von singhalesischen Mönchen auf das Jahr 543 v. Chr.
gelegt.
Ausgehend von der nordindischen Heimat Siddhartha Gautamas
wurde der Buddhismus zunächst auf dem indischen Subkontinent, auf Sri
Lanka und in Zentralasien bekannt. Insgesamt sechs buddhistische Konzile
trugen zur "Kanonisierung" der Lehren und, gemeinsam mit der weiteren
Verbreitung in Ost- und Südostasien, zur Entwicklung verschiedener
Traditionen bei. Von Südindien und Sri Lanka gelangte der südliche
Buddhismus (Theravada) in die Länder Südostasiens, wo er den Mahayana
verdrängte. Der nördliche Buddhismus (Mahayana) erreichte über die
Seidenstraße Zentral- und Ostasien, wo sich weitere Traditionen wie Chan
(China), Zen (Japan) und Amitabha-Buddhismus (Ostasien) entwickelten.
In die Himalaya-Region gelangte der Buddhismus auch direkt aus
Nordindien und es entstand dort der Vajrayana (Tibet, Bhutan, Nepal,
Mongolei u. a.). Aspekte des Buddhismus drangen auch in andere religiöse
Traditionen ein oder gaben Impulse zu deren Institutionalisierung (vgl.
Bön und Shintō bzw. Shinbutsu-Shūgō). Der Buddhismus trat in
vielfältiger Weise mit den Religionen und Philosophien der Länder, in
denen er Verbreitung fand, in Wechselwirkung. Er zeichnet sich durch
eine hohe Toleranz gegenüber anderen Denk- und Glaubenssystemen aus.
In
seiner ursprünglichen Form, die mangels direkter Quellen nur
eingeschränkt rekonstruierbar ist, und durch seine vielfältige
Fortentwicklung ähnelt der Buddhismus teils mehr einer Denktradition
oder Philosophie als einer Religion im westlichen Verständnis. Von den
monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) unterscheidet
er sich grundlegend. So benennt die buddhistische Lehre weder einen
allmächtigen Gott noch eine ewige Seele. Das, und auch die
Nichtbeachtung des Kastensystems, unterscheidet ihn auch von Hinduismus
und Brahmanismus, mit denen er anderseits die Karma-Lehre teilt. In
deren Umfeld entstanden, wird er mitunter als eine Gegen- oder
Reformbewegung zu den vedischen Glaubenssystemen Indiens betrachtet.
Indem
jemand Zuflucht zu Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft)
nimmt, bezeugt er seine Zugehörigkeit zur Laien-Gemeinschaft des
Buddhismus. Zudem existieren verschiedene rituelle Systeme zur
Ordination in den Mönchs- bzw. Nonnenorden.
Ziel von Buddhisten ist
es, sich durch ethisches Verhalten, die Kultivierung der Tugenden (Fünf
Silas), die Praxis der "Versenkung" (Samadhi, vgl. Meditation) und die
Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit (Prajna) vom ewigen Kreislauf des
Leidens (Samsara) zu befreien. Auf diesem Weg sollen Leid und
Unvollkommenheit überwunden und durch Erleuchtung der Zustand des
Nirvana erreicht werden.
Eine Verbindung zwischen Buddhismus und
Politik ist schon früh erkennbar. Der indische Herrscher Ashoka (ca. 268
v. Chr.-233 v. Chr.) konvertierte, machte das Dharma zur Basis seiner
Gesetzgebung und widmete sich der Verbreitung der buddhistischen Lehre.
In Südostasien gab es eine Reihe von Königen, die sich selbst
Boddhisattva oder Buddha nannten. Auch in Ostasien legitimierten die
buddhistischen Tempelzentren die Herrschaft und mischten sich zuweilen
aktiv ein. In Tibet übernahmen die buddhistischen Orden nach wenigen
Jahrhunderten politischer Wirren auch die weltliche Macht.
Starke
Wechselwirkungen zwischen Buddhismus und Politik sind heute noch in
Bhutan, Sri Lanka und Thailand vorhanden. Eine sichtbare Rolle, als im
Rahmen des Parlamentarismus wirkende Kraft, spielt der Buddhismus in der
Partei Kōmeitō in Japan. In der Volksrepublik China wird versucht, den
Buddhismus politisch nutzbar zu machen, so etwa 1995 in Tibet durch den
Austausch des Panchen Lama durch ein Kind, dessen Eltern
Parteimitglieder sind.
Siddhattha Gotama (Pali) bzw. Siddhartha Gautama
(Sanskrit) wurde, gemäß der Überlieferung, 563 v. Chr. in Lumbini, im
heutigen Nepal, als Sohn des Herrscherhauses von Shakya geboren (daher
der Beiname Shakyamuni, "Weiser aus dem Hause Shakya"). Im Alter
von 29 Jahren wurde ihm bewusst, dass Reichtum und Luxus keine Garanten
für Glück sind. Er erkannte, dass Leid (Altern, Krankheit, Tod und
Schmerz) untrennbar mit dem Leben verbunden ist, und brach auf, um
verschiedene Religionslehren und Philosophien zu erkunden, um die wahre
Natur menschlichen Glücks zu finden. Sechs Jahre der Askese, des
Studiums und danach der Meditation führten ihn schließlich auf den Weg
der Mitte und er erlangte unter einer Pappelfeige in Bodh-Gaya im
heutigen Nordindien die "Erleuchtung". Danach verbrachte er als Buddha
den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren mit der
Unterweisung und Weitergabe der buddhistischen Lehre, des Dharma
(Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) an die von ihm begründete Vierfache
Gemeinschaft, bestehend aus den Mönchen (Bhikkhu) und Nonnen (Bhikkhuni)
des buddhistischen Mönchtums, dem Sangha, und von männlichen (Upasaka)
und weiblichen (Upasika) Laien.
Siddhartha Gautama gilt als erste
historisch greifbare Persönlichkeit der südasiatischen Geschichte, und
seine Lebensdaten gelten als deren erster wesentlicher Bezugspunkt. Von
ihnen ausgehend werden die grundlegenden Transformationsprozesse der
damaligen Gesellschaften im Gangestal (Urbanisierung, politische
Zentralisation) zeitlich verortet. Doch gerade diese Lebensdaten sind
umstritten. Insbesondere die klassische Datierung Buddhas (563-483 v.
Chr.) ist problematisch, da die in den frühen buddhistischen Quellen
beschriebene Gesellschaft z. T. schon wesentlich weiter entwickelt ist,
als sie es nach der frühen zeitlichen Einordnung sein könnte. Daher wird
im geschichtswissenschaftlichen Rahmen heute teilweise davon
ausgegangen, dass Buddha bis zu 150 Jahre später gelebt hat, sein Tod
also recht nah am Regierungsantritt Chandragupta Mauryas (320 v. Chr.)
liegt, der das erste Großreich auf indischem Gebiet begründete
(Maurya-Reich).
Buddha sah sich weder als Gott noch als
Überbringer der Lehre eines Gottes. Er stellte klar, dass er die Lehre,
Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit), nicht aufgrund göttlicher
Offenbarung erhalten, sondern vielmehr durch eigene meditative Schau
(Kontemplation) ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes und der
Natur aller Dinge erkannt habe. Diese Erkenntnis sei jedem zugänglich,
wenn er seiner Lehre und Methodik folge. Dabei sei die von ihm
aufgezeigte Lehre nicht dogmatisch zu befolgen. Im Gegenteil warnte er
vor blinder Autoritätsgläubigkeit und hob die Selbstverantwortung des
Menschen hervor. Er verwies auch auf die Vergeblichkeit von Bemühungen,
die Welt mit Hilfe von Begriffen und Sprache zu erfassen, und mahnte
eine Skepsis gegenüber dem geschriebenen Wort oder feststehenden Lehren
an, die in anderen Religionen in dieser Radikalität kaum anzutreffen
ist.
Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad
Kern der Lehre des Buddha sind die von ihm benannten Vier Edlen Wahrheiten,
aus der vierten der Wahrheiten folgt als Weg aus dem Leiden der Achtfache Pfad.
Ursache und Wirkung: Karma
Kamma (Pali) bzw. Karma
(Sanskrit) bedeutet "Tat, Wirken" und bezeichnet das sinnliche Begehren
und das Anhaften an die Erscheinungen der Welt (Gier, Hass, Ich-Sucht),
die Taten, die dadurch entstehen, und die Wirkungen von Handlungen und
Gedanken in moralischer Hinsicht, insbesondere die Rückwirkungen auf den
Akteur selbst. Es entspricht in etwa dem Prinzip von Ursache und
Wirkung, wie es die westliche Welt als Grundlage der klassischen Physik
und der Naturwissenschaft allgemein kennt. Während das westliche Denken
dieses Prinzip jedoch nur im materiellen Bereich kennt, bezieht Karma
sich auf alles Tun und Handeln sowie die nichtmateriellen Ebenen des
Denkens und Fühlens. All das erzeugt entweder gutes oder schlechtes
Karma oder kann karmisch gesehen neutral sein.
Gutes wie schlechtes
Karma erzeugt die Folge der Wiedergeburten, das Samsara. Höchstes Ziel
des Buddhismus ist es, diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma
mehr erzeugt wird - Handlungen hinterlassen dann keine Spuren mehr in
der Welt. Im Buddhismus wird dies als Eingang ins Nirvana bezeichnet.
Da
dieses Ziel in der Geschichte des Buddhismus oft als unerreichbar in
einem Leben galt, ging es, besonders bei den Laien, mehr um das Anhäufen
guten Karmas als um das Erreichen des Nirvana in diesem Leben.
Gekoppelt daran ist der Glaube, dass das erworbene Verdienst (durch gute
Taten, zeitweiligen Beitritt in den Sangha, Spenden an Mönche, Kopieren
von Sutras und vieles mehr) auch rituell an andere weitergegeben werden
könne, selbst an Verstorbene oder ganze Nationen.
Der Kreislauf
des Lebens: Samsara
Samsara,
"beständiges Wandern", bezeichnet den fortlaufenden Kreislauf aus
Leben, Tod und Wiedergeburt, Werden und Vergehen. Das Ziel der
buddhistischen Praxis ist, diesen Kreislauf zu verlassen. Samsara
umfasst alle Ebenen der Existenz, sowohl jene, die wir als Menschen
kennen, wie auch alle anderen, von den Höllenwesen (Niraya Wesen) bis zu
den Göttern (Devas). Alle Wesen sind im Kreislauf des Lebens gefangen,
daran gebunden durch Karma: ihre Taten, Gedanken und Emotionen, durch
Wünsche und Begierden. Erst das Erkennen und Überwinden dieser
karmischen Kräfte ermöglicht ein Verlassen des Kreislaufs. Im Mahayana
entstand darüber hinaus die Theorie der Identität von Samsara und
Nirvana (in westlich-philosophischen Begriffen also Immanenz statt
Transzendenz).
Reinkarnation
Reinkarnation
(Pali: Punabbhava) und Karma
waren Begriffe, die in der indischen Philosophie bereits vor Erscheinen
des Buddha bekannt waren. Wie der westlichen Rezeption meist entgeht,
widersprach der Buddha diesen vedischen Konzepten grundlegend und
ersetzte sie entsprechend seiner Erfahrung.
Die indische Philosophie
kannte Atman (Sanskrit) bzw. Atta (Pali), das "Selbst", vergleichbar mit
der persönlichen Seele der westlichen Gedankenwelt. Buddha verneinte
deren Existenz als individuelle und konstante Einheit, die auch
wiedergeboren werden könnte. Im Gegensatz dazu sprach er von Anatman
(Sanskrit) bzw. Anatta (Pali), dem "Nicht-Selbst". Die Vorstellung von
Atman ist demnach Teil der Täuschung über die Beschaffenheit der Welt.
Gemäß der Lehre Buddhas entsteht die Persönlichkeit mit all ihren
Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Welt erst aus den Fünf Aneignungsgruppen,
den Skandhas (Sanskrit) bzw. Khanda (Pali): Körper, Empfindungen,
Wahrnehmungen, Geistesregungen und Bewusstsein. Was in der vedischen
Tradition Atman genannt wurde, ist demnach aus buddhistischer Sicht
keine konstante Einheit, sondern in beständigem Werden, Wandel und
Vergehen begriffen. Es kann somit auch nicht als solches wiedergeboren
werden.
Reinkarnation wird im Buddhismus also nicht als
"Seelenwanderung" (Transmigration) verstanden, sondern als ein Impuls
aus dem Karma des Gestorbenen. Dieser Impuls ist Folge der nicht
ausgeglichenen Karmabilanz des Betreffenden, die sich in einer oder
mehreren neu in Erscheinung tretenden Existenzen erneut manifestieren.
Eine bekannte Allegorie vergleicht diesen Prozess mit der Flamme einer
Kerze, die weitere Kerzen anzündet. Weder die Kerze selbst noch die
Flamme bleiben dieselben, aber ohne die ursprüngliche Kerzenflamme gäbe
es auch die folgenden nicht.
Die Ursache der Wiedergeburt liegt im
Begehren nach Sinnesbefriedigung, im Trieb nach Sein und Verwirklichung,
dem Karma.
Das bedingte Entstehen
Wiedergeburten
vollziehen sich, solange verursachende, nach Realisierung drängende
Triebkräfte vorhanden sind. Diese "bedingte Entstehung", auch "Entstehen
in Abhängigkeit" (Pali: Paticcasamuppada, Sanskrit: Pratityasamutpada),
ist eines der zentralen Konzepte des Buddhismus. Es beschreibt die
Seinsweise aller Phänomene in ihrer dynamischen Entwicklung und
gegenseitigen Bedingtheit.
Die Lehre: Dharma
Dharma
(Sanskrit) bzw. Dhamma (Pali) bezeichnet im Buddhismus zweierlei:
●
Die Lehre Buddhas (im Theravada auf Buddha beschränkt, im Mahayana und
Vajrayana auch zusammen mit den Lehren der Bodhisattvas und großen
verwirklichten Meister). Basis des Dharma sind die Vier edlen
Wahrheiten. Es bildet eines der Drei Juwelen, der so genannten
"Zufluchtsobjekte", bestehend aus dem Lehrer, der Lehre und der
Gemeinschaft der Mönche (Buddha, Dharma und Sangha). Es ist auch Teil
der Zehn Betrachtungen (Anussati).
● Die Gesamtheit aller weltlichen
Phänomene, der Natur an sich und der ihr zu Grunde liegenden
Gesetzmäßigkeiten (siehe oben Das bedingte Entstehen).
Die Erleuchtung:
Bodhi
Bodhi
ist der Vorgang des "Erwachens", der "Erleuchtung". Voraussetzungen
sind das vollständige Begreifen der "Vier edlen Wahrheiten", die
Überwindung aller an das Dasein bindenden Bedürfnisse und Täuschungen
und somit das Vergehen aller karmischen Kräfte. Durch Bodhi wird der
Kreislauf des Lebens (Samsara) verlassen und Nirvana erlangt.
Die buddhistische
Tradition kennt drei Arten von Bodhi:
●
Pacceka-Bodhi wird durch eigene Bemühungen, ohne die Hilfe von Lehrern,
erreicht. Ein derart Erleuchteter wird als Pratyeka-Buddha bezeichnet.
●
Savaka-Bodhi bezeichnet die Erleuchtung jener, die mit Hilfe von
Lehrern Bodhi erlangen. Ein so Erwachter wird als Arhat bezeichnet.
●
Samma-Sambodhi wird von einem Samma-Sambuddha ("Vollkommen Erwachter")
erlangt. Ein solcher "Vollkommen Erwachter" gilt als die perfekte,
mitfühlendste und allwissende Form eines Buddha. Der historische Buddha
Shakyamuni aus dem Geschlecht von Shakya war ein solcher
Samma-Sambuddha.
Verlöschen: Nirvana
Nirvana
(Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bezeichnet das Verlassen von Samsara, den
Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt. Nirvana kann letztlich mit
Worten nicht beschrieben werden, es kann nur erlebt und erfahren werden
als Folge intensiver meditativer Übung und Erkenntnis. Es ist auch kein
Ort, nicht vergleichbar mit Paradies-Vorstellungen anderer Religionen.
Es ist kein Himmel und keine greifbare Seligkeit in einem Jenseits.
Nirvana ist ein Abschluss, kein Neubeginn in einer anderen Sphäre. Somit
ist es ein Zustand der Zustandslosigkeit, in dem alle Vorstellungen und
Wunschgebilde, also alle karmischen Kräfte, überwunden und gestillt
sind. Auch tritt Nirvana nicht erst mit dem Tod ein - Buddha selbst
lebte und unterrichtete noch 45 Jahre, nachdem er Nirvana erreicht
hatte. Das endgültige Aufgehen oder "Verlöschen" im Nirvana nach dem Tod
wird als Parinirvana bezeichnet.
Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in
Rajagarha (heute Rajgir)
zum ersten Konzil zusammen, um den Dhamma (die Lehre) und die Vinaya
(die Mönchsregeln) zu besprechen und gemäß den Unterweisungen des Buddha
festzuhalten. Die weitere Überlieferung erfolgte mündlich. Etwa 100
Jahre später fand in Vesali das zweite Konzil statt. Diskutiert
wurden nun vor allem die Regeln der Mönchsgemeinschaft, da es bis dahin
bereits zur Bildung verschiedener Gruppierungen mit unterschiedlichen
Auslegungen der ursprünglichen Regeln gekommen war. Während des zweiten
Konzils und den folgenden Zusammenkünften kam es zur Bildung von bis zu
18 verschiedenen Schulen (Nikaya-Schulen), die sich auf unterschiedliche
Weise auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Daneben
entstand auch die Mahasanghika, die für Anpassungen der Regeln an die
veränderten Umstände eintrat und als früher Vorläufer des Mahayana
betrachtet werden kann.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. trat in Pataliputra
(heute Patna), unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem
Vorsitz des Mönchs Moggaliputta Tissa, das 3. Konzil zusammen.
Ziel der Versammlung war es, sich wieder auf eine einheitliche
buddhistische Lehre zu einigen. Insbesondere Häretiker sollten aus der
Gemeinschaft ausgeschlossen und falsche Lehren widerlegt werden. Im
Verlauf des Konzils wurde zu diesem Zweck das Buch Kathavatthu
verfasst, das die philosophischen und scholastischen Abhandlungen
zusammenfasste. Dieser Text wurde zum Kernstück des Abhidhammapitaka,
einer philosophischen Textsammlung. Zusammen mit dem Suttapitaka, den
niedergeschriebenen Lehrreden des Buddha, und dem Vinayapitaka, der
Sammlung der Ordensregeln, bildet es das in Pali verfasste Tipitaka
(Sanskrit: Tripitaka, deutsch: "Dreikorb", auch Pali-Kanon), die älteste
große Zusammenfassung buddhistischen Schriftgutes.
Nur diese
Schriften wurden vom Konzil als authentische Grundlagen der
buddhistischen Lehre anerkannt, was die Spaltung der Mönchsgemeinschaft
besiegelte. Während der Theravada, die Lehre der Älteren, sich
auf die unveränderte Übernahme der ursprünglichen Lehren und Regeln
einigte, legte die Mahasanghika keinen festgelegten Kanon von Schriften
fest und nahm auch Schriften auf, deren Herkunft von Buddha nicht
eindeutig nachgewiesen werden konnte.
In den folgenden Jahrhunderten
verbreitete sich die Lehre in Süd- und Ostasien. Während der
Regierungszeit des Königs Ashoka (3. Jahrhundert v. Chr.) verbreitete
sich der Buddhismus über ganz Indien und weit darüber hinaus. Auch Teile
von Afghanistan gehörten zu seinem Reich. Im Grenzgebiet zu Pakistan
entstand dort, beeinflusst von griechischen Bildhauern, die mit
Alexander dem Großen ins Land gekommen waren, in Gandhara die
graeco-buddhistische Kultur, eine Mischung von indischen und
hellenistischen Einflüssen. In deren Tradition entstanden unter anderem
die Buddha-Statuen von Bamiyan.
Ashoka schickte Gesandte in viele
Reiche jener Zeit. So verbreitete sich die Lehre allmählich über die
Grenzen jener Region, in der Buddha gelebt und gelehrt hatte, hinaus. Im
Westen reisten Ashokas Gesandte bis in den Nahen Osten, Ägypten, zu den
griechischen Inseln und nach Makedonien. Über Sri Lanka gelangte
Buddhas Lehre in den folgenden Jahrhunderten zum malayischen Archipel
(Indonesien, Borobudur) und nach Südostasien, also Kambodscha (Funan,
Angkor), Thailand, Myanmar (Pegu) und Laos. Im Norden und Nordosten
wurde der Buddhismus im Hochland des Himalaya (Tibet) sowie in China,
Korea und in Japan bekannt.
Während der Buddhismus so weitere
Verbreitung fand, wurde er in Indien ab dem 10. Jahrhundert allmählich
zurückgedrängt. Zum einen wandten sich viele Menschen dem Hinduismus zu,
und zum anderen war es relativ leicht, die Dharma-Anhänger durch Tötung
der Mönche entscheidend zu schwächen und dann zwangsweise zu
islamisieren. Deshalb gehörten die letzten Hochburgen des Buddhismus auf
dem indischen Subkontinent (Sind, Bengalen) auch schnell zu den
islamisierten Gebieten. Auch auf dem malayischen Archipel (Malaysia,
Indonesien) sind heute (mit Ausnahme Balis) nur noch Ruinen zu sehen,
die zeigen, dass hier einstmals buddhistische Kulturen geblüht hatten.
Eine
vielfältige Weiterentwicklung der Lehre war durch die Worte Buddhas
vorbestimmt: Als Lehre, die ausdrücklich in Zweifel gezogen werden darf,
hat der Buddhismus sich natürlicherweise mit anderen Religionen
vermischt, die auch Vorstellungen von Gottheiten kennen oder die die
Gebote der Enthaltsamkeit weniger streng oder gar nicht handhabten.
Das
"kleine Fahrzeug" (Hinayana) hält sich an die Lehre Buddhas, wie sie
auf dem Konzil von Patna festgelegt wurde. Es wird in Sri Lanka,
Thailand, Kambodscha, Burma und Laos befolgt. Das "große Fahrzeug"
(Mahayana) durchmischte sich mehr mit den ursprünglichen Religionen und
Philosophien der Kulturen, in denen der Buddhismus einzog. So kamen z.B.
in China Elemente des Daoismus hinzu, wodurch schließlich die
Ausprägung des Chan-Buddhismus und später in Japan Zen entstand.
Heute
leben weltweit circa 450 Millionen Buddhisten. Diese Zahl ist jedoch
nicht verbindlich, da es starke Schwankungen zwischen einzelnen
Statistiken gibt. Die Länder mit der stärksten Verbreitung des
Buddhismus sind China, Bhutan, Japan, Kambodscha, Laos, Mongolei,
Myanmar, Sri Lanka, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tibet und Vietnam. In
Indien beträgt der Anteil an der Bevölkerung heute weniger als ein
Prozent. Neuerdings erwacht jedoch wieder ein intellektuelles Interesse
an der buddhistischen Lehre in der gebildeten Schicht. Auch unter den
Dalit ("Unberührbaren") gibt es, initiiert durch Bhimrao Ramji Ambedkar,
den "Vater der indischen Verfassung", seit 1956 eine Bewegung, die in
der Konversion zum Buddhismus einen Weg sieht, der Unterdrückung durch
das Kastensystem zu entkommen.
Insbesondere der Kolonialismus des 19.
Jahrhunderts hat paradoxerweise in vielen Ländern Asiens zu einer
Renaissance des Buddhismus geführt. Die Schaffung einer internationalen
buddhistischen Flagge 1885 ist dafür ein symbolischer Ausdruck.
Besonders den Initiativen von Thailand und Sri Lanka ist die 1950
stattgefundene Gründung der World Fellowship of Buddhists (WFB) zu
verdanken.
Seit dem 19. und insbesondere seit dem 20. Jahrhundert
wächst auch in den industrialisierten Staaten USA, Europa, Australien
die Tendenz, sich dem Buddhismus zuzuwenden. Im Unterschied zu den
asiatischen Ländern gibt es im Westen die Situation, dass die
zahlreichen und oft sehr unterschiedlichen Ausprägungen der
verschiedenen Lehrrichtungen nebeneinander in Erscheinung treten.
Organisationen
wie die 1975 gegründete EBU (Europäische Buddhistische Union) haben
sich zum Ziel gesetzt, diese Gruppen miteinander zu vernetzen und sie in
einen Diskurs mit einzubeziehen, der einen längerfristigen Prozess zur
Inkulturation und somit Herausbildung eines europäischen Buddhismus
begünstigen soll. Ein weiteres Ziel ist die Integration in die
europäische Gesellschaft, damit die buddhistischen Vereinigungen ihr
spirituelles, humanitäres, kulturelles und soziales Engagement ohne
Hindernisse ausüben können.
In vielen Ländern Europas wurde der
Buddhismus gegen Ende des 20. Jahrhunderts öffentlich und staatlich
anerkannt. Während der Buddhismus in Österreich schon 1983 die volle
staatliche Anerkennung erhalten hat, steht sie für Deutschland und die
Schweiz noch aus.
Es gibt drei Hauptrichtungen des Buddhismus:
Hinayana ("Kleines Fahrzeug"), aus dessen Tradition heute nur noch die
Form des Theravada ("Lehre der Älteren") existiert, Mahayana ("Großes
Fahrzeug") und Vajrayana (im Westen meist als Tibetischer Buddhismus
bekannt oder irreführender Weise als "Lamaismus" bezeichnet). In allen
drei Fahrzeugen sind die monastischen Orden Hauptträger der Lehre und
für deren Weitergabe an die folgenden Generationen verantwortlich.
Üblicherweise gilt auch der Vajrayana als Teil des großen Fahrzeugs. Der
Begriff Hinayana wurde und wird von den Anhängern der ihm zugehörigen
Schulen abgelehnt, da er dem Mahayana entstammt.
Theravada
Theravada
bedeutet wörtlich "Lehre der Ordens-Älteren" und geht auf diejenigen
Mönche zurück, die die Lehrreden noch direkt vom Buddha gehört haben, z.B.
Ananda, Kassapa, Upali. Der Theravada-Buddhismus ist die einzige
noch bestehende Schule der verschiedenen Richtungen des Hinayana. Seine
Tradition bezieht sich in ihrer Praxis und Lehre ausschließlich auf die
Ältesten erhaltenen Schriften der buddhistischen Überlieferung, die im Tipitaka
(Pali) (auch Tripitaka (Sanskrit) oder Pali-Kanon), zusammengefasst
sind. Dieser "Dreikorb" (Pitaka: Korb) besteht aus folgenden Teilen:
●
Die Regeln für die Gemeinschaft (Sangha) der buddhistischen Mönche und Nonnen -
Vinaya
● Die Lehrreden des Buddha - Sutta
● Eine philosophische
Systematisierung der Lehren Buddhas - Abhidhamma
Die
Betonung liegt im Theravada auf dem Befreiungsweg des einzelnen aus
eigener Kraft nach dem Arhat-Ideal und der Aufrechterhaltung und
Förderung des Sangha. Theravada ist vor allem in den Ländern Süd- und
Südostasiens (Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha)
verbreitet.
Mahayana
Der Mahayana-Buddhismus
("großes Fahrzeug") geht im Kern auf die Mahasanghika ("große Gemeinde")
zurück, eine Tradition, die sich in der Folge des zweiten
buddhistischen Konzils (etwa 100 Jahre nach dem Tod Buddhas) entwickelt
hatte. Der Mahayana verwendet neben dem Tripitaka auch eine Reihe
ursprünglich in Sanskrit abgefasster Schriften ("Sutras"), die zusammen
den Sanskrit-Kanon bilden. Zu den bedeutendsten Texten gehören das
Diamant-Sutra, das Herz-Sutra und das Lotos-Sutra. Ein Teil dieser
Schriften ist heute nur noch in chinesischen oder tibetischen
Übersetzungen erhalten.
Im Unterschied zur Theravada-Tradition, in
der das Erreichen der "Erleuchtung" durch eigenes Bemühen im Vordergrund
steht, nimmt im Mahayana das Bodhisattva-Ideal eine zentrale Rolle ein.
Bodhisattvas sind Wesen, die als Menschen bereits Bodhi erfuhren,
jedoch auf das Eingehen in das Parinirvana verzichteten, um statt dessen
allen anderen Menschen, letztlich allen Wesen, zu helfen, ebenfalls
dieses Ziel zu erreichen.
Bedeutende Schulen des Mahayana sind beispielsweise
der Zen-Buddhismus und der Amitabha-Buddhismus.
Vajrayana
Vajrayana
("Diamantfahrzeug") ist eigentlich ein Teil des Mahayana. Im Westen ist
er meist fälschlicherweise nur als Tibetischer Buddhismus oder als
Lamaismus bekannt, tatsächlich ist er jedoch eine Sammelbezeichnung für
verschiedene Schulen, die außer in Tibet auch in Japan, China und der
Mongolei (geschichtlich auch in Indien und Südostasien) verbreitet
waren.
Er beruht auf den philosophischen Grundlagen des Mahayana,
ergänzt diese aber um tantrische Techniken, die den Pfad zur Erleuchtung
deutlich beschleunigen sollen. Zu diesen Techniken gehören neben der
Meditation unter anderem Visualisierung (geistige Projektion), das
Rezitieren von Mantras und weitere tantrische Übungen, zu denen Rituale,
Einweihungen und Guruyoga (Einswerden mit dem Geist des Lehrers)
gehören.
Diese Seite des Mahayana legt besonderen Wert auf geheime
Rituale, Schriften und Praktiken, welche die Praktizierenden nur
schrittweise erlernen. Daher wird Vajrayana innerhalb des Mahayana auch
"esoterische Lehre" genannt, in Abgrenzung von "exoterischen Lehren",
also öffentlich zugänglichen Praktiken wie dem Nenbutsu des
Amitabha-Buddhismus.
Der tibetische Buddhismus legt besonderen Wert
auf direkte Übertragung von Unterweisungen von Lehrer zu Schüler. Eine
wichtige Autorität des tibetischen Buddhismus ist der Dalai Lama, der
oft (fälschlich) als Oberhaupt der Gelug-Schule und als politisches
Oberhaupt der Exiltibeter gesehen wird.
Die vier Hauptschulen des
Tibetischen Buddhismus sind:
● Nyingmapa ("Die Alten"): Die
älteste tibetische Schule, zurückgehend auf Padmasambhava (8. Jahrhundert).
● Kagyüpa ("Linie der mündlichen Überlieferung"): Gegründet von
Marpa und dessen Schüler Milarepa (11. Jahrhundert).
● Sakyapa
("Graue Erde"): Nach dem von Khön Könchog Gyalpo gegründeten Kloster benannt
(11. Jahrhundert).
●
Gelugpa ("Die Tugendhaften"): Gegründet von Tsongkhapa (14.
Jahrhundert). Der Tibetische Buddhismus ist heute in Tibet, Bhutan,
Nepal, Indien, Ladakh, Sikkim, der Mongolei, Burjatien und Kalmückien
verbreitet.
Etwa im 9. Jahrhundert verbreitete sich der Vajrayana
auch in China. Als eigene Schule hielt er sich nicht, hatte aber
Einfluss auf andere Lehrtraditionen dort. Erst in der Qing-Zeit wurde
der Vajrayana der Mandschu unter Förderung der tibetischen Richtungen
wieder eine staatliche Religion.
Er wurde noch im gleichen
Jahrhundert seiner Einführung in China nach Japan Übertragen. Dort wird
Vajrayana in der Shingon-Schule gelehrt. Mikkyō (jap. Übersetzung von
Mi-zong) hatte aber Einfluss auf Tendai und alle späteren
Hauptrichtungen des japanischen Buddhismus.
Dieser Text stammt aus www.wikipedia.org und unterliegt der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.